17. Spieltag | 03.01.2025
Zuschauer: 15.248 – Stade Michel d’Ornano (Caen)
Servus Schanzer,
neues Jahr, alte Freunde, bekannte Traditionen. Nachdem sich der Trip nach Caen in der spielfreien Zeit während der Winterpause bei uns in Deutschland in den letzten Jahren etabliert hat, begannen wir im Gegensatz zum letzten Jahr relativ früh mit der Reiseplanung. Dies bot einigen Schanzern die Möglichkeit, noch den einen oder anderen Urlaubstag bei ihrem Arbeitgeber auszuhandeln und so machten sich die ersten von rund 20 Ultras inklusive Nachwuchs am Donnerstag auf den Weg in die Normandie nach Frankreich. Die anderen Reisegruppen per Flugzeug und Bahn starteten dann am Freitagmorgen ihre Reise.
Das defekte Flugzeug der AirFrance und die daraus resultierende Annullierung des Fluges sorgte dann kurzzeitig für erste Aufregung unter uns, ein passender umgebuchter Flug, der Zugang zur gut gefüllten Bar in der Flughafenlounge und die Aussicht auf einige Entschädigungszahlungen der Airline sorgten dann aber recht schnell für Entspannung, so dass die vier gewonnen Stunden jetzt also zum Leeren des Kühlschranks der Bar genutzt werden konnten. Da wir die letzten Biere natürlich nicht alleine im Kühlschrank lassen wollten, füllten sich die Taschen bis oben hin und mit prall gefüllten Rucksäcken ging es schließlich Richtung Paris und damit ein Stück näher Richtung Caen. So wurde die Hauptstadt Paris nur zum Umsteigen vom Flugzeug in den Zug genutzt und die letzten zwei Stunden der Anreise zum Kräftesammeln im Zug verbracht, bevor wir am frühen Nachmittag die Normandie erreichten.
Die Spielansetzung am Freitagabend sorgte gleich für Spannung. Gepäck ins Airbnb gebracht und ab zum Treffpunkt von MNK‘96. Die sportliche Situation bei unseren Freunden ist mit 15 Punkten nach 16 Spieltagen äußerst unbefriedigend. Gegen Clermont sollte also mit neuem Trainer gleich zu Jahresbeginn ein wichtiger Dreier gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf her.
Für besondere Brisanz sorgte zudem die Trennung von Trainer Nicolas Seube. Seube verbrachte seine gesamte Karriere als Spieler beim SMC, trainierte später die Jugendmannschaften und zuletzt die Profis des Vereins. Dass die neuen Besitzer um Mbappé die Leistungen der letzten Monate zum Anlass nahmen, sich von Seube, der seit 2001 im Verein ist, zu trennen und den für seinen Kampfgeist, seine Loyalität und seine Bodenständigkeit bekannten Trainer zu entlassen, stieß bei den Fans auf der Tribune Borrelli auf massiven Gegenwind, was unzählige Transparente während des gesamten Spiels zum Ausdruck brachten.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigte MNK‘96 dann eine raffinierte Choreographie mit dem Schriftzug „Ingolherbe“ im Block, begleitet von Rauchtöpfen und Fackeln in den Vereinsfarben des FCI und des SMC. Der Begriff „Ingolherbe“ entstand vor einigen Jahren aus den Wörtern Ingolstadt und Malherbe und wird seitdem auf einigen Shirts, Schals und Choreographien der Gruppen zelebriert. Sportlich reichte die tolle Unterstützung der Tribune Borrelli nicht aus und so kam es, wie es kommen musste. 89. Minute, 0:1, Niederlage. Scheiße!
Nach dem Schlusspfiff und diversen gemeinsamen Gruppenfotos im Stadion ging es schließlich in den Gruppenraum von MNK, den einige der Reisenden schon gut kennen. Hier haben wir in den letzten Jahren schon viele gemeinsame Stunden verbracht und diverse Feste gefeiert. Wie auch in den vergangenen Jahren wurde hier bei dem einen oder anderen Bier ein reger Austausch über die Entwicklung der jeweiligen Gruppen sowie gemeinsame, alte Geschichten aus der Vergangenheit geführt – zumindest bei denjenigen mit ausreichenden Sprachkenntnissen, denn bei dem einen oder anderen reichen diese leider nicht über den üblichen Smalltalk hinaus. Aber für solche Fälle gibt es ja zum Glück das gute alte „Prost“, das wirklich ausnahmslos alle unserer Freunde perfekt beherrschen und auch gerne anwenden. So entwickelte sich schnell eine feucht-fröhliche Stimmung, die schließlich sogar darin endete, dass der eine oder andere Ingolstädter auf dem Heimweg die gesamte Straßenbreite in Anspruch nehmen musste. Im Airbnb angekommen, wurden diese natürlich erst einmal liebevoll versorgt und wir konnten den Abend schließlich mit einigen einzeln mitgekommenen Franzosen gemütlich ausklingen lassen.
Der Samstag startete dann wieder etwas später, die Strapazen des Vortages mussten noch auskuriert werden. Als erfahrener Caen-Reisender kannte ich dafür natürlich die passenden Croissant-Lieferdienste auf Uber und so wurde zum gefühlten 25. Mal in den ersten 24 Stunden ein motivierter Lieferfahrer kontaktiert, der uns die ersten Stärkungen nach Hause brachte. Nachdem alle Schanzer wieder zu Kräften gekommen waren, ging es am Samstagnachmittag zum Lasertag – vor allem die zweite Runde, in der wir uns mit dem Nachwuchs und MNK duellierten, brachte den ein oder anderen ins Schwitzen. Der Spaß am gegenseitigen Abschießen ließ uns auch darüber hinwegsehen, dass wir den Sieg unseren Freunden aus der Normandie überlassen mussten. Immerhin konnte der eigene Förderkreis in die Schranken verwiesen werden und musste sich mit dem 3. Platz begnügen.
Da Bier trinken beim „Sport“ nicht geduldet wurde, war der Durst nach dieser gemeinsamen Aktion bei einigen schon wieder groß. Wie gut, dass unsere Freunde für den Abend eine Bar in der Nähe reserviert hatten. Dort wurden dem Barkeeper Höchstleistungen abverlangt, auch weil die Gastfreundschaft uns die eine oder andere Runde Schnaps bescherte. Für die hungrige Fraktion wurde, man ahnt es schon, mehrmals der Burger-Lieferservice kontaktiert, was den Eindruck unserer Freunde, die Deutschen würden den ganzen Tag nur essen, wieder einmal bestätigte. Selbst als die Lichter in der Bar angingen, hatten noch nicht alle genug. Die Unverwüstlichen aus beiden Gruppen machten sich auf den Weg in den MNK-Raum. Beim gemeinsamen Quartettspiel, bei dem es für viele der MNK-Mitglieder eine eigene Karte gab, konnte der eigene Nachwuchs mehr über die Funktion der einzelnen Mitglieder innerhalb der Gruppenstruktur von MNK erfahren. So klang der Samstag für die meisten von uns gemütlich aus – bei einigen war die Stimmung so gut, dass noch in der Wohnung weitergefeiert wurde und der eine oder andere eine schlaflose Nacht hatte.
Wer jetzt denkt, dass es an Tag 3 wieder um Bier, Kneipen und Gespräche unter Freunden geht, den muss ich (vorerst) enttäuschen. Tag 3 begann für einige körperlich unversehrte Schanzer schon am frühen Morgen mit Kultur. Ja, auch hier hat die Normandie einiges zu bieten. Mit den Autos von MNK ging es in Richtung Le Mont-Saint-Michel. Die Gemeinde, die vor allem durch die Felseninsel Mont Saint-Michel bekannt ist, bot uns einen spektakulären Blick auf und von der Stadtbefestigung. Zurück in Caen verbrachten wir den Abend in verschiedenen Sektionen. Stadtbesichtigung, mit MNK im Local oder auch im nahegelegenen Casino, für alle Schanzer konnte die passende Begleitung unserer Freunde gefunden werden und so genossen wir die letzten Stunden in der Normandie, bevor es für uns am nächsten Morgen zurück in die geliebte Donaustadt ging.
Die Rückreise so unspektakulär wie möglich. Autos, Züge und Flüge fuhren im Gegensatz zur Hinreise von allen Orten pünktlich ab und so erreichte ich mit meiner Reisegruppe nach einem Nachmittag in Paris und dem letzten Flug zurück nach München gegen Mitternacht die Schanz.
Am Ende bleibt mir nur noch, mich bei allen Freunden aus Caen, Ingolstadt und dem Einzelkämpfer aus Wehen zu bedanken, die diese Reise wieder zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben! Ingolherbe für immer!
Wir sehen uns in Mannheim, Schanzer!
Thanks to our friends from Caen for the amazing pictures! you can find more on their Instagram profiles!