08. Spieltag | 27.09.2025
Zuschauer: 20.170
Nach den recht intensiven Tagen zwischen der Englischen Woche, dem Heimspiel gegen unsere Freunde aus Wehen und dem Spieltag der Frauen im Sportpark sollte diese Woche endlich wieder etwas Ruhe einkehren. Dachten wir zumindest. Die internen Erwartungen waren eher bodenständig, da wir in der letzten Woche fußballerisch nicht überzeugen konnten und auch in den Werten des Teams den einen oder anderen Nachholbedarf zeigten. Dazu aber später mehr. Mit dem Tabellenführer Duisburg, der nach sieben Spieltagen lediglich eine Punkteteilung hinnehmen musste, erwartete uns nicht nur das Team der Stunde, sondern auch die Mannschaft mit den meisten ehemaligen Schanzern im Kader.
Wie immer aber zuerst alles auf Anfang. Dank der halbwegs fairen Abfahrtszeit mussten die Wecker der Arbeitswoche nicht so viel nach hinten gestellt werden und so startete ein Doppeldecker der Schanzer Ultras in den Pott. Um sich die fußballerisch ausbaufähigen Leistungen und Spieltage unserer Schwarz-Roten irgendwie zu versüßen, hatten die dicken Jungs aus den vorderen Reihen für diese Fahrt eine Brotzeit geplant. Kulinarisch war dies mein persönliches Highlight in über elf Jahren als Ultra für unsere Donaustadt (und liegt im Ranking knapp vor der Fischsemmel in Bremen oder der grandiosen Auswahl im „Drecksloch” in Paderborn). Manche von euch würden sich jetzt vielleicht wünschen, dass ich noch weiter über Essen, Catering in Stadien oder die Currywurst in Duisburg anstatt über unsere Elf auf dem Rasen rede. Das muss ich euch aber leider trotzdem ersparen, denn die sportlich interessierten Leser wären sonst vermutlich mehr angepisst als der eine oder andere Mitfahrer im Bus, als die Wurstboxen zur Brotzeit geöffnet wurden.
Trotzdem versuche ich, mich kurz zu halten. 30 Minuten lang wurde sich im Spiel abgetastet, dann machte Duisburg das Spiel und vergab dicke Tormöglichkeiten. Sie scheiterten wiederholt am erneut überragenden Ponath, der für mich seit Wochen der mit Abstand beste Schanzer in unseren Reihen ist. Solltet ihr mehr Interesse an einer Diskussion zu diesem Thema haben, schaut gerne bei unseren Freunden vom Schanzer-Zeitspiel-Podcast vorbei: https://schanzer-zeitspiel.podigee.io/. In der 72. Minute durften wir uns dann, in meiner Wahrnehmung ziemlich unverdient, über die 0:1-Führung freuen, die Davide Sekulovic per Kopfball erzielte. Ein weiterer Jungschanzer, der sich in die Bücher der ewigen Schanzer-Torschützen einreihen konnte – herzlichen Glückwunsch! Was danach passiert, motiviert mich nicht einmal, es in wenigen Zeilen zu schreiben. Es war ein Versagen auf voller Linie, gepaart mit Pech durch Fehlentscheidungen der Unparteiischen und einer großen Portion fehlendem Selbstvertrauen. Ex-Schanzer Sussek (77. Minute) und ein Eigentor in der 84. Minute drehten das Spiel und sorgten für den 2:1-Endstand für den MSV Duisburg.
Wir waren völlig bedient, wie wir uns nach einer (wenn auch glücklichen) Führung nach 75 Minuten wieder ein Spiel verlieren konnten. Der Schanzer Ultra Mob packte recht zügig das Tifo ein und verließ geschlossen den Gästeblock. Da ich am Ende dieses Berichts noch ein paar Zeilen für die aktuelle Lage und die oben angesprochenen Werte und Erwartungen an das Team brauche, fasse ich die Heimfahrt kurz zusammen. Sie verlief schnell, ohne weitere Vorkommnisse und mit der zweiten Runde Schanzer Brotzeitorgie.
Zurück in der Donaustadt machten sich einige motivierte Maler schnell auf den Weg zum Sportpark. In Sichtweite der Parkplätze der Spieler brachten sie ein Graffiti mit der Aufschrift „Lebt endlich das Manifest“ an. Das Schanzer Manifest dient uns seit Jahren als Grundbuch der Werte, die jeder in diesem Verein als Vorbild und Basis seines Lebens im Club verinnerlicht haben sollte. Da wir in den letzten Wochen wiederholt an den Punkt gekommen sind, an dem wir das Gefühl haben, dass unsere Profimannschaft nicht immer nach diesen Worten lebt, muss diese Botschaft als letzte Warnung aller Schanzer für die nächsten Wochen dienen. Ich persönlich finde es beispielsweise nicht zu viel verlangt, wenn du nach zwei Spielen mit sieben Auswärtstoren auch nur eines davon mit dem Anhang des Gästeblocks feierst oder vor dem Anpfiff – wie es 19 andere Teams der Liga tun – geschlossen in Richtung deiner Kurve bzw. des Gästeblocks läufst, um dich ein letztes Mal anfeuern zu lassen. Ein großes Wir hat in den guten alten Zeiten ja auch funktioniert.
Da ich euch mit diesem Bericht nicht nur schlechte Laune machen wollte, gibt es zum Abschluss noch zwei erfreuliche Neuigkeiten aus dem Verein. Die U17 konnte mit einem Sieg gegen die Spielvereinigung aus Unterhaching ihren ersten Saisonsieg einfahren. Den vermutlich wichtigsten Sieg konnten aber unsere Schanzerinnen am Sonntag im DFB-Pokal einfahren. Sie kegelten den Bundesligisten 1. FC Nürnberg mit 6:4 nach Elfmeterschießen aus dem Pokal, schlugen den Favoriten und zeigten erneut, wie man unsere Stadt, den Verein und unsere Farben richtig vertritt. Ihr habt es euch verdient!
Für unsere Profis geht es am Samstag mit dem Heimspiel gegen Ulm weiter. Vor und nach dem Spiel könnt ihr euch auf dem Gelände des Sportparks zudem Spiele der Bayerischen Inklusionsmeisterschaften ansehen. Kommt also früher an den Sportpark und unterstützt unser Team von Spielern mit Handicap. Ihr könnt euch darauf verlassen, dass jeder für die Farben unseres Trikots brennt und alles gibt. Hoffentlich dürfen wir diese Werte auch endlich wieder im Anschluss im Sportpark feiern.
Für immer Schanzer!






